Seite 71 Beschreibung 2.Teil - Regioobjektiv

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19. und 20. Jahrhundert
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Dambski-Palais
Stadttheater in Thorn, um 1915
Gedenkveranstaltung für die ermordeten Menschen in Torun, Okt. 2019
Im Rahmen der Teilungen Polens wurde Thorn 1793 vom Königreich Preußen annektiert. Durch den von Napoleon Bonaparte diktierten Frieden von Tilsit wurde Thorn 1807 vorübergehend dem als Herzogtum Warschau wiederhergestellten Polen zugeschlagen. Aufgrund unvorsichtigen Verhaltens französischer Soldaten, die Schießpulver-Fässer entluden, kam es am 7. August 1807 nach Abschluss des Friedensvertrags an der Weichselbrücke zu einer gewaltigen Explosion, bei der etwa 70 Menschen ums Leben kamen; Schadensersatzforderungen Thorner Bürger wurden von französischer Seite nicht beantwortet.[12]
Am 16. April 1813 kapitulierte die Besatzung Thorns unter dem französischen General Pointcoin[13] nach mehrtägiger Belagerung. 100 französische, 400 polnische und 3500 bayerische Soldaten legten vor den russischen und preußischen Truppen die Waffen nieder; die Stadt hatte unter dem vom 10. bis zum 16. April andauernden Bombardement der Belagerer sehr gelitten.[14] Durch die Wiener Kongressakte von 1815 kam es wiederum an Preußen, das es ab 1818 zur Festung ausbaute. Am 21. Juni 1815 hatte die preußische Regierung Thorn dem westpreußischen Regierungspräsidenten in Marienwerder unterstellt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte Thorn über ein Gymnasium mit angeschlossener Realschule.[15]
Im Jahr 1864 war die Besatzung der Festung Thorn 2111 Mann stark.[16] 1905 bestand die Garnison aus drei Infanterieregimentern (Nr. 21, Nr. 61 und Nr. 176), dem Ulanen-Regiment von Schmidt (1. Pommersches) Nr. 4, je einem Bataillon des 1. Westpreußisches Fußartillerie-Regiment Nr. 11 und des 2. Pommersches Fußartillerie-Regiment Nr. 15 und Westpreußisches Pionierbataillon Nr. 17.[17]
Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Thorn nach dem Bau der Preußischen Ostbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine Spezialität waren die Thorner Kathrinchen (Pfefferkuchen). 1885 hatte Thorn mit der Garnison 23.906 – überwiegend evangelische – Einwohner. Die Einwohnerzahl wuchs bis zur Volkszählung von 1910 auf 46.000, davon waren etwa 59 Prozent deutschsprachig und etwa 40 Prozent polnischsprachig. Weil er von Deutschen bzw. Polen hartnäckig als Angehöriger der eigenen Ethnie beansprucht wurde, beging man den 400. bzw. 450. Geburtstag des größten Sohnes der Stadt, Nikolaus Kopernikus, in den Jahren 1873 und 1923 in Thorn jeweils separat bei den deutschen und polnischen Stadtbewohnern.
Józef-Piłsudski-Brücke
Nach Ende des Ersten Weltkrieges musste Thorn mit dem größten Teil der Provinz Westpreußen aufgrund des federführend von Woodrow Wilson diktierten[18] Versailler Vertrags 1920, der die Verlegung eines Polnischen Korridors zur Ostsee hin auf preußischem Territorium vorsah, an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden. Ab dieser Zeit wurde Thorn Hauptstadt der Woiwodschaft Pommerellen (Województwo pomorskie), was den Bau zahlreicher staatlicher und öffentlicher Gebäude nötig machte. Die Stadt wuchs schnell, sodass eine bessere Erschließung der am linken Ufer der Weichsel liegenden Gebiete notwendig wurde, wo auch Toruń Główny, der Hauptbahnhof der Stadt liegt. Weiter sollten auch die Fernstraßen nach Süden ausgebaut werden. Das polnische Ministerium für öffentliche Arbeiten beschloss deshalb 1927, die aufgrund des polnischen Korridors nicht mehr benötigte Weichselbrücke bei Marienwerder zurückzubauen und für den Bau einer neuen Weichselbrücke in Toruń zu verwenden. Die Brücke war zwar bereits 1929 demontiert, aber der Wiederaufbau in Toruń verzögerte sich wegen Finanzmangels der Stadt, sodass die Brücke erst 1934 festlich eröffnet werden konnte.[19] (siehe auch Abschnitt Verkehr: Brücken)
Erweiterung des Stadtgebiets im 20. Jahrhundert
Aufgrund starker Abwanderung von Deutschen in der Zwischenkriegszeit sowie anhaltender Polonisierung sank der Anteil der deutschen Bevölkerung in der Stadt auf vier Prozent 1939. Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde Thorn zusammen mit dem Polnischen Korridor vom Deutschen Reich annektiert; die Stadt Thorn wurde dem Regierungsbezirk Bromberg im Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet. Erster kommissarischer Oberbürgermeister wurde Walter Kießling aus Gera. Abgelöst als Oberbürgermeister wurde Kießling am 1. November 1939 durch den ehem. Oberbürgermeister Franz Jakob aus Fürth in Bayern.[20] Während der Amtszeit Jakobs als Oberbürgermeister holte über 20 weitere städtische Beamte und Angestellte aus seiner ehemaligen Heimat Stadt Fürth nach Thorn und beschäftigte sie dort in nahezu allen wichtigen städtischen Schlüsselpositionen der Stadtverwaltung.[21] Mitte Oktober 1939 begannen die Hinrichtungen der polnischen und jüdischen Bevölkerung im Rahmen der sog. Intelligenzaktion. Dabei tötete der volksdeutsche Selbstschutz zunächst im Fort VII wöchentlich mehrere hundert Menschen, ehe die Hinrichtungen in das nahegelegene Erholungsgebiet Barbarka verlegt wurde. Insgesamt wurden in der Zeit von Oktober 1939 bis Februar 1940 ca. 1.200 Menschen hingerichtet. Eine Gedenkstätte in der Festung bzw. in Barbarka erinnert an die dort getöteten Menschen.[22]
1940 wurde die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik (IfL) nach Thorn verlegt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region und die weitgehend von Kriegsschäden verschonte Stadt. Die Stadt kam zur Volksrepublik Polen. Bei der Wiederherstellung der Woiwodschaft Pommerellen ab 14. März 1945 blieb Toruń zunächst die Hauptstadt. Im Zuge der Verkleinerung der Woiwodschaft am 7. April 1945, wobei auch das ‚Groß‘ im Namen fortfiel, wurde der Hauptstadtsitz nach Bydgoszcz (Bromberg) verlegt. Die deutsche Minderheit wurde mit wenigen Ausnahmen vertrieben.
1997 wurde die mittelalterliche Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.[23]
Seit 1999 ist Toruń Sitz des Sejmik der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, der Woiwode hat seinen Sitz in Bydgoszcz.
Demographie
PHOTOLICA - PHOTOGRAPHY STUDIO
Via Garibaldi 38 - Milan | M: +39 333 1234321
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