Seite 134 Synagoge
Ebene 1 Landschaftsfotografie > Ebene 4 Städtereisen > Ebene 5 Architekturaufnahmen > Ebene 6 Reisen 2024 > Ebene 7 Masuren > Ebene 8- 10 > Ebene 11 Gmeindefahrten
Text aus Wikipedia
Alte Synagoge (Essen)
Zur Navigation springenZur Suche springen
Die Alte Synagoge (anfangs auch Synagoge am Steeler Tor genannt) ist heute das Haus jüdischer Kultur in Essen. Es befindet sich im Stadtzentrum an der Steeler Straße 29, nahe dem Essener Rathaus.
Die Synagoge wurde nebst angeschlossenem Rabbinerhaus 1913, nach zweijähriger Bauzeit, nach Plänen des Architekten Edmund Körner fertiggestellt. Heute gehört das Gebäude zu den größten und besterhaltenen architektonischen Zeugnissen jüdischer Kultur der Vorkriegszeit in Deutschland. Im Juli 2010 wurde es als Alte Synagoge – Haus der jüdischen Kultur neu eröffnet.
Inhaltsverzeichnis
- 1Geschichte der Synagoge
- 1.1Die Anfänge
- 1.2Zeit des Nationalsozialismus
- 1.3Seit der Nachkriegszeit
- 2Bau und Ausstattung
- 3Geschichte des Rabbinerhauses
- 4Die Alte Synagoge heute
- 4.1Leitung
- 4.2Ausstellungen (Auswahl)
- 5Literatur
- 6Weblinks
- 7Einzelnachweise
Geschichte der Synagoge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Anfänge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die damals genutzte Synagoge in der Gerswidastraße zu klein für die wachsende jüdische Gemeinde Essen. Daher ließ die Gemeinde, vertreten durch ihren ersten Rabbiner Salomon Samuel, 1911 vom Architekten Edmund Körner einen Synagogenneubau planen. Dieser repräsentative und selbstbewusste Neubau sollte die Integration und Anerkennung der Juden im Deutschland des zweiten Kaiserreichs zum Ausdruck bringen.
Die zentrale Lage des Hauses in der Innenstadt sollte die Ankunft des Judentums in der deutschen Gesellschaft versinnbildlichen. Der Architekt ließ sich hinsichtlich des ornamentalen Schmucks, der die Überlieferung des Judentums verwendet, durch Salomon Samuel beraten, insbesondere bei den Symbolen für die Mosaiken und Glasmalereien.
Am 25. September 1913 wurde der damals Neue Synagoge genannte Bau feierlich eingeweiht. Der Rabbiner Emil Cohn schrieb zur Eröffnung das Festspiel Salomo.[1] Die Synagoge war kulturelles und soziales Zentrum einer 1933 rund 4500 Mitglieder zählenden Gemeinde. Sie hatte einen über 1500 Personen fassenden Hauptraum mit mehreren Emporen, Orgel und großem Bima-Bereich (der auch häufig für Konzerte genutzt wurde), eine Wochentagssynagoge, Lehrräumlichkeiten, einen Gemeindesaal, ein Sekretariat, eine Bibliothek, einen Garten sowie Rabbiner- und Kantorwohnungen im östlich angebauten Rabbinerhaus.
Zeit des Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, während der Novemberpogrome, wurde die Synagoge durch Brandstiftung im Inneren stark beschädigt. Ihr Äußeres blieb dabei fast unversehrt. Aufgrund der massiven Bauweise aus Stahlbeton konnten die Nationalsozialisten das Gebäude entgegen ihren Plänen nicht abreißen, eine Sprengung war wegen der umliegenden Häuser unmöglich. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Bau ohne größere Schäden.
Seit der Nachkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von 1945 bis 1959 stand die Synagoge ungenutzt als Ruine am Rand der Essener Innenstadt. 1959 entschloss sich die neue jüdische Nachkriegs-Gemeinde, die bis dahin das frühere Rabbinerhaus als Zentrum genutzt hatte, zum Bau ihrer noch heute bestehenden neuen Synagoge auf dem Eckgrundstück Ruhrallee / Sedanstraße. Im selben Jahr erwarb die Stadt Essen den früheren Synagogenbau und richtete dort 1960/61 ein Museum für Industriedesign ein, das Haus Industrieform. Zu diesem Zweck wurden sämtliche noch vorhandenen synagogalen Einrichtungselemente beseitigt. Es entstand ein im Inneren völlig veränderter und nicht mehr an die Synagogenzeit erinnernder Raum in nüchterner Zweckform, dem damaligen Zeitgeist entsprechend. 1979 beschädigte ein Brand, ausgelöst durch einen Kurzschluss, die Designausstellung. Dieses Ereignis und eine veränderte Einstellung zum Umgang mit diesem Ort veranlassten schließlich den Rat der Stadt Essen, hier 1980 die Institution Alte Synagoge einzurichten.
Der international angesehene israelische Künstler Naftali Bezem, der u. a. das Wandrelief in der Eingangshalle der staatlichen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zur Erinnerung an die ermordeten Juden Europas während der Shoah und die Kassettendecke der Empfangshalle der Residenz des israelischen Präsidenten gestaltet hatte, überließ der Stadt Essen ein Exemplar des von Edmund Körner 1914 herausgegebenen Bandes über die Synagoge (vgl. Literatur), als er auf Einladung des Essener Oberbürgermeisters Horst Katzor der Stadt seiner Kindheit einen offiziellen Besuch abstattete, um an den Überlegungen zur Erneuerung und künftigen Zweckbestimmung der nun so apostrophierten Alten Synagoge als Haus jüdischer Kultur in Essen teilzunehmen. Naftali Bezem, Sohn des letzten Küsters vor der Zerstörung der Synagoge Essen während der Novemberpogrome 1938, stiftete einen Zehn-Farben-Siebdruck als Beilage zur Mitfinanzierung eines Faksimile-Nachdrucks dieses Bandes, diese limitierte Neuauflage konnte im Jahr 1980 erscheinen. Im Frühjahr 1992 widmete das Museum Folkwang dem Künstler Naftali Bezem in der Alten Synagoge Essen eine umfassende Ausstellung.[3][4]
Von 1986 bis 1988 wurde der Innenraum der Synagoge mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen im Ansatz rekonstruiert. In dieser Zeit, von 1986 bis 1994 arbeitete hier auch der Historiker Michael Zimmermann über das jüdische Leben in Essen zwischen 1800 und 1933.
Bis September 2008, dem Beginn der neuesten Umbaumaßnahmen, verstand sich die Alte Synagoge als eine offene Begegnungsstätte und ein politisches Dokumentationsforum. Sie bot zahlreiche Veranstaltungen zur Begegnung mit jüdischer Kultur und Religion sowie historischem und gegenwärtigem jüdischen Leben an. Darunter befanden sich Führungen durch die Dauerausstellung Stationen jüdischen Lebens für Schüler- oder Erwachsenengruppen, Lehrhäuser zu Aspekten der jüdischen Religionspraxis und Lebenskultur für Kinder und Jugendliche, Führungen durch das Gebäude zur Architektur und ihrer einstmals jüdischen Bedeutung. Ein für Erwachsene gedachtes Tora-Lehrhaus befasste sich mit jüdischen Traditionstexten. Darüber hinaus war die Alte Synagoge mit einer regelmäßigen Vortragsreihe Diskussionsplattform für zentrale politische und gesellschaftliche Fragen der Gegenwart und Zukunft. Schulklassen konnten dort auch Lehrhäuser zur Schärfung der politischen Sinne besuchen. Außerdem diente die Alte Synagoge als Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen.
Nach dem Umbau, am 13. Juli 2010, wurde die ehemalige Synagoge als Alte Synagoge – Haus der jüdischen Kultur neu eröffnet.