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Universität Rostock
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Universität RostockMottoTraditio et Innovatio
(Tradition und Innovation)Gründung13. Februar 1419TrägerschaftstaatlichOrtRostockBundesland Mecklenburg-VorpommernLand DeutschlandRektorElizabeth PrommerStudierende12.665 (WS 2021/22)[1]Mitarbeiter2.456 (2021)[1]davon Professoren266Jahresetat253,3 Mio. € (2021)[1]
Drittmittel: 69,7 Mio. €NetzwerkeNetzwerk Mittelgroße Universitäten
(Tradition und Innovation)Gründung13. Februar 1419TrägerschaftstaatlichOrtRostockBundesland Mecklenburg-VorpommernLand DeutschlandRektorElizabeth PrommerStudierende12.665 (WS 2021/22)[1]Mitarbeiter2.456 (2021)[1]davon Professoren266Jahresetat253,3 Mio. € (2021)[1]
Drittmittel: 69,7 Mio. €NetzwerkeNetzwerk Mittelgroße Universitäten
Verbund Norddeutscher Universitäten Hochschulrektorenkonferenz
Websiteuni-rostock.de
Die Universität Rostock wurde im Jahre 1419 gegründet und ist damit die drittälteste Hochschule Deutschlands sowie die älteste Universität im Ostseeraum.
Im Wintersemester 2021/22 waren 12.665 Studierende immatrikuliert, darunter auch viele Erasmus- und weitere Auslandsstudenten. 2018 lehrten in Rostock 275 Professoren. Insgesamt werden von der Universität etwas mehr als 2.900 Mitarbeiter (darunter ca. 850 in der Universitätsmedizin) direkt beschäftigt. Die Mehrheit der über 100 Studiengänge in zehn Fakultäten wird mit Master- und Bachelorabschlüssen angeboten. Die Universität Rostock gilt auf Grund ihres umfangreichen Studienangebots als Volluniversität. In einem 2018 veröffentlichten Ranking von Times Higher Education wurde die Hochschule als die schönste Universität Deutschlands und die viertschönste Europas gelistet.[2]
Mehrere Nobelpreisträger haben in Rostock studiert oder geforscht, darunter Albrecht Kossel, Karl von Frisch und Otto Stern. Im Umfeld der Universität haben sich durch Institute, Gründungen und Unternehmensansiedlungen Cluster der Wirtschaft und Forschung in Bereichen der Spitzentechnologie gebildet. Vor allem in den Sektoren Biotechnologie, Medizin und Lebenswissenschaften (zum Beispiel BioCon Valley und DZNE), Nanotechnologie und Chemie (LIKAT), in der Lichtforschung und Photonik, Agrar- und Umweltwissenschaften, in der maritimen Forschung (IOW) sowie in der Erforschung von Bereichen der Datenverarbeitung und Informationsgesellschaft (Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung) haben sich bedeutende Vertreter angesiedelt. Auch die demografische Forschung im Umfeld der Rostocker Universität, die über mehrere Sonderforschungsbereiche verfügt, ist von Weltrang, vor allem mit dem zuständigen Max-Planck-Institut.
Inhaltsverzeichnis
- 1Geschichte
- 1.1Gründung im Spätmittelalter
- 1.2Frühe Neuzeit: Blüte und Niedergang
- 1.3Wiederaufstieg im 19. Jahrhundert und frühes 20. Jahrhundert
- 1.4Zeit des Nationalsozialismus und der DDR
- 1.51990 bis heute: Der Weg ins 21. Jahrhundert
- 2Forschung und Studium
- 2.1Forschung
- 2.2Studiengänge
- 2.2.1Auslandsaufenthalte im Rahmen der Studiengänge
- 2.3Weiterbildung
- 2.3.1Gasthörerschaft
- 2.4Juniorstudium und Angebote für Schulkinder
- 2.5Campusleben
- 2.5.1Lernorte
- 2.5.2Studierendenwerk Rostock-Wismar
- 2.5.3Hochschulsport und Sprachenzentrum
- 2.5.4Medien
- 2.5.5Semesterticket
- 2.5.6Gruppen
- 2.5.7Clubs
- 3Organisation und Einrichtungen
- 3.1Rektorat und Selbstverwaltung
- 3.1.1Rektoren
- 3.2Fakultäten
- 3.3Zentrale Organisationseinheiten
- 3.4Zentrale Einrichtungen
- 3.5Externe Forschungsinstitute und An-Institute
- 3.6Wissenschaftliche Sammlungen
- 3.1Rektorat und Selbstverwaltung
- 4Partner-Universitäten
- 5Persönlichkeiten
- 6Studentenverbindungen
- 7Rolle in Rostock und Region
- 8Siehe auch
- 9Literatur (Auswahl)
- 9.11. Matrikel-Edition
- 9.22. Schriftenreihen
- 9.33. Monographien, Festschriften
- 9.44. Digitalisate zur Rostocker Universitätsgeschichte
- 9.55. Aufsätze
- 10Weblinks
- 11Einzelnachweise
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gründung im Spätmittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Universität wurde 1419 von den Herzögen Johann IV. und Albrecht V. von Mecklenburg und dem Rat der Hansestadt Rostock als erste Hochschule im Norden des Heiligen Römischen Reiches und als erste Universität im gesamten Ostseeraum gegründet. Wer der Initiator der Gründung war, ist aufgrund fehlender Quellen umstritten; fest steht aber, dass sie anfangs zum großen Teil durch die Bürger der Hansestadt Rostock finanziert wurde. Das Ersuchen wurde im Jahre 1418 ausgearbeitet und unter Mitwirkung des Schweriner Bischofs Heinrich II. von Nauen verschickt. Ein solches Ersuchen konnte zur damaligen Zeit nur von Landesfürsten, Königen oder Kaisern an den Papst gerichtet werden, nicht von Städten. Papst Martin V. stellte jedenfalls nach Prüfung des Wahrheitsgehalts der Angaben im Antrag am 13. Februar 1419 eine päpstlichen Bulle aus, mit der er die Gründung zuließ.
Die feierliche Eröffnung der Universitas Rostochiensis erfolgte am 12. November 1419 unter ihrem Kanzler Bischof Heinrich III. von Wangelin, der auch den ersten Rektor, Petrus Stenbeke, bestellte. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es nur zwei Universitäten, die älter sind und ebenfalls ohne Unterbrechung bis heute bestehen: die Universität Heidelberg (1386) und die Universität Leipzig (1409).
Der Lehrbetrieb in Rostock begann in bereits bestehenden Gebäuden nahe der Petrikirche und dem Zisterzienserkloster „Zum Heiligen Kreuz“. Anfangs bestand die Hochschule aus einer juristischen und einer medizinischen Fakultät sowie der Facultas artium (heute die philosophische Fakultät). Wegen häretischer Strömungen im Reich blieb die Universität aber bis 1433 ohne die übliche theologische Fakultät. Erst als der Papst Eugen IV. im Jahre 1432 der Errichtung einer theologischen Fakultät zustimmte, waren die vier mittelalterlichen Traditionsfakultäten für ein „Studium generale“ vollständig.
Infolge politischer Wirren musste die Universität auf kirchlichen Druck und unter der Vorgabe eines Interdikts durch das Basler Konzil im Jahre 1437 zeitweilig nach Greifswald umziehen. Dieser Auszug dauerte bis 1443 an, obwohl bereits 1440 das Interdikt aufgehoben worden war. 1487 bis 1488 (nach anderen Aussagen bis 1492) befand sich der Sitz der Universität aufgrund eines weiteren Auszugs in der Hansestadt Lübeck.
Frühe Neuzeit: Blüte und Niedergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im 15. und 16. Jahrhundert war die Universität Rostock mit 400 bis 500 Studenten aus ganz Norddeutschland sowie besonders aus Holland, Skandinavien und dem Baltikum eine der bedeutendsten Universitäten in Deutschland. Ein berühmter Student war in dieser Zeit Ulrich von Hutten, der 1509 von Greifswald kommend in Rostock eintraf und hier sein Studium weiterführte. Er schwärmte vom „beschwingten Geiste und der Freiheit“, die in Rostock herrschten. Einige Zeit später als die Stadt Rostock wurde die Universität 1542 protestantisch. Wenig später legten der Rat der Stadt und der Herzog einen längeren Streit über die Finanzierung der Universität und die Besetzung der Professuren bei und ermöglichten der Hochschule so eine erste Blütezeit.
Ab 1566 war Tycho Brahe für zwei Jahre Student an der Rostocker Universität. Während dieser Zeit war er in ein Duell verwickelt, das ihn die Nase kostete. Der Anlass des Streites war eine mathematische Formel.[3] Beim Universitätsjubiläum im Jahre 1600 wurde die Theaterkomödie Cornelius Relegatus (lat. „der von der [Universität] verwiesene Cornelius“), auch „der verbummelte Cornelius“, von Albert Wichgreve (um 1575–1619) uraufgeführt, die auf satirische Weise die unrühmliche Laufbahn eines gescheiterten Studenten des 16. Jahrhunderts schildert und für lange Zeit die Ansichten der Öffentlichkeit vom Leben eines Bummelstudenten prägte. Gleichzeitig ist das Stück ein Dokument der akademischen Sitten und Gebräuche des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Das Stück erzielte einen enormen Publikumserfolg mit außergewöhnlicher Langzeitwirkung.
Eine der wichtigsten Einrichtungen für die Studenten und Mitarbeiter ist die bereits 1569 gegründete Universitätsbibliothek, die aus drei Bereichsbibliotheken, 10 Fachbibliotheken, dem Universitätsarchiv, der Kustodie und dem Patent- und Normenzentrum besteht. Sie hat heute einen Bestand von rund 2,2 Mio. Bänden. Sie besitzt außerdem einen umfangreichen Altbestand, der auch ca. 2.800 Handschriften und Autographen, 650 Inkunabeln und 14 Nachlässe enthält.
Humanismus und Luthertum waren bestimmend für die Rostocker Universität; zugleich war sie zusammen mit der Universität Rinteln und der Universität Wittenberg („Leucorea“) eine führende gutachterliche Universität während der Hexenprozesse. Die Spruchpraxis an den allgemeinen deutschen juristischen Fakultäten war recht unterschiedlich; die juristischen Fakultäten der Universitäten Helmstedt („Academia Julia“) und Rinteln galten dabei als „hardliner“ in Sachen Hexenverfolgung. Rostock galt als vergleichsweise milde, dennoch war die Hochschule bis ins 18. Jahrhundert an etwa 4000 Hexenprozessen beteiligt.
Infolge des Dreißigjährigen Krieges verlor die Rostocker Universität ihre überregionale Bedeutung und verkümmerte zu einer Hochschule für Landeskinder, zumal ihr seit 1665 neben Greifswald auch die Universität Kiel Konkurrenz machte. Vielfach wurden die Rostocker Lehrstühle nun als Pfründe vererbt, statt an möglichst qualifizierte Bewerber vergeben zu werden. 1760 wurde die Rostocker Hochschule überdies aufgrund von erneuten Konflikten der Stadt mit dem herzoglichen Landesherrn in eine rätliche Universität in Rostock und eine fürstliche Universität in Bützow geteilt und erst 1789 wiedervereinigt. Dieser Streit lähmte die Entwicklung der Hochschule für mehrere Jahre.
Wiederaufstieg im 19. Jahrhundert und frühes 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nachdem die Zuständigkeit für die Universität 1827 durch einen Vertrag mit der Stadt vollständig auf das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin übergegangen war, wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts durch einen großzügigen Ausbau, u. a. von neuen Kliniken, und innere Reformen im Sinne Humboldts wieder der Anschluss an die übrigen deutschen Universitäten erreicht. Das Hauptgebäude wurde 1866 bis 1870 vom Schweriner Hofbaurat Hermann Willebrand im Stil der Neorenaissance erbaut. Großherzog Friedrich Franz II. ließ mehrere neue Lehrstühle und Institute einrichten und bemühte sich systematisch um die Gewinnung bedeutender Gelehrter, so dass er als „zweiter Gründer“ der Universität gilt.
Mit der Berufung des Historikers Karl Hegel (1813–1901) erfolgte so ab 1841 die Etablierung der modernen Geschichtswissenschaften an der Universität Rostock. Hegel wirkte hier von 1841 bis 1856.[4] Am 11. Juni 1858 wurde in Rostock zudem das deutschlandweit erste „Deutsch-Philologische Seminar“ (heute Institut für Germanistik) von Karl Bartsch, Professor für Germanistik und Romanistik, gegründet. Zu den berühmtesten Absolventen der Universität zählte Heinrich Schliemann (1822–1890), der 1869 zum Thema „Ithaka, der Peloponnes und Troja“ promoviert wurde. Beim Dekan Hermann Karsten hatte er die Eröffnung des Promotionsverfahrens beantragt, und am 27. April 1869 wurde ihm das lateinische Doktordiplom in Rostock ausgestellt.[5] Bald darauf gelangte er als Ausgräber zu Weltruhm. Das heutige Rostocker Institut für Altertumswissenschaften ist nach ihm benannt.
Die Rostocker Universität genoss um 1900 wieder Ansehen, stand jedoch weiterhin im Schatten der benachbarten Hochschulen in Kiel und Greifswald und blieb zahlenmäßig eine kleine Hochschule mit 1700 Studenten im Jahre 1930. Als eine der letzten deutschen Universitäten hielt sie an der mittelalterlichen Einteilung in nur vier Fakultäten fest und zeigte sich auch sonst in vielen Belangen konservativ.
Anlässlich der Fünfhundertjahrfeier der Universität Rostock am 12. November 1919 erhielt neben Max Planck auch Albert Einstein die Ehrendoktorwürde. Einstein stand damals bereits seit Jahren in regem Briefverkehr mit dem in Rostock lehrenden Philosophen Moritz Schlick. Die Universität ehrte die „gewaltige Arbeit seines Geistes, durch die er die Begriffe von Raum und Zeit, von Schwerkraft und Materie von Grund aus erneuert hat“ und ernannte ihn „ehrenhalber zum Doktor der Medizin“. Da das Physikalische Institut das Kontingent an Ehrenpromotionen zur Fünfhundertjahrfeier bereits ausgeschöpft hatte, erfolgte die Ehrung durch die Medizinische Fakultät. Die einzige in Deutschland an Einstein verliehene Ehrendoktorwürde wurde ihm auch während der NS-Zeit nicht aberkannt.[6]
Die Einführung des Frauenstudiums
Die Universität Rostock ermöglichte im Wintersemester 1909/10 als letzte Universität in Deutschland Frauen das Studium.[7][8] Bereits im WS 1895/96 wurden Frauen als Hörerinnen zugelassen, jedoch blieb diese Möglichkeit bis 1906 auf die Philosophische Fakultät eingeschränkt. Zudem benötigten die Frauen die Zustimmung vom Rektor und von den Dozenten, um an den Vorlesungen teilzunehmen. Da sie nicht als Studenten immatrikuliert waren, durften sie auch keine Prüfungen ablegen. Dies änderte sich am 29. Juni 1909, als der mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz IV. die Immatrikulation von unverheirateten Frauen genehmigte. Die erste Frau, die sich 1909 an der Universität Rostock einschrieb, war Elisabeth Bernhöft (Germanistik). Ihr folgten am gleichen Tag Sophie Jourdan (Medizin) und wenig später Frida Ortmann (Germanistik). Bernhöft war bereits seit 1904 Hörerin in Deutsch, Geschichte, Französisch und Philosophie. Diese Vorkenntnisse ermöglichten es ihr bereits 1910, an der Philosophischen Fakultät mit der Dissertationsschrift Das Lied vom hörnenen Siegfried. Vorgeschichte der Druckredaktion des 16. Jahrhunderts zu promovieren. Die erste Promovendin der Universität Rostock war Erna Grawi. Sie promovierte 1909, noch vor Beginn des regulären Frauenstudiums, mit der Dissertation Die Fabel vom Baum und Schilfrohr in der Weltliteratur zum Dr. phil. Sophie Jourdan promovierte 1913 als erste Frau an der Medizinischen Fakultät. Die erste Habilitandin an der Universität Rostock war 1951 die Germanistin Hildegard Emmel mit ihrer Arbeit Mörikes Peregrinadichtung und ihre Beziehung zum Noltenroman. Ihr folgten im gleichen Jahr die Agrarhistorikerin Gertrud Schröder-Lembke und ein Jahr später die Theologin Marie-Louise Henry. Die Stellung als erste Dekanin übernahm 1959 Hildegard Schumann, seit 1956 Professorin für Englische und Amerikanische Literatur an der Philosophischen Fakultät.[9]
1919 wurde der „Ehefrauenparagraph“ abgeschafft. Von nun an war es auch verheirateten Frauen möglich, sich zum Studium einzuschreiben. Im Sommersemester 1919 waren erstmals 180 Studentinnen an der Universität Rostock immatrikuliert. Sie machten rund 10 % der Studentenschaft aus. Während des Zweiten Weltkriegs stieg der Frauenanteil 1940 auf 30 % und 1944 bereits auf 60 %. Bis 1945 promovierten insgesamt 370 Frauen, davon 90 an der Philosophischen, 250 an der Medizinischen und 30 an der Juristischen Fakultät.
Verursacht durch den Ersten Weltkrieg gab es einen Mangel an männlichen Dozenten an der Universität. Erstmals wurden Frauen als Lehrkräfte eingesetzt, vorrangig als Lektorinnen. Die erste Lektorin war Elise Lohmann, die ab dem Wintersemester 1918/1919 die Vertretung des Lektors der französischen Sprache übernahm. Zu den bekannteren Lektorinnen gehören Mathilde Mann, die ab 1921 an der Universität tätig war, und Annemarie von Harlem, ab 1942 Finnisch-Lektorin. Die erste Frau mit Lehrauftrag war Margarete Fuhrmann, die 1943 zur Dozentin für Arbeitsrecht ernannt wurde.
Zeit des Nationalsozialismus und der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1933 bis 1945
In der Zeit des Nationalsozialismus war die Universität Rostock von den 1933 einsetzenden „Säuberungen“ weniger stark betroffen als die meisten deutschen Universitäten. Insgesamt wurden 13 Professoren und andere Lehrkräfte vertrieben. Das waren 10,4 % des Lehrkörpers.[10] Unter den Opfern befanden sich der Psychologe David Katz, der nach Schweden floh und der Zahnmediziner Hans Moral, der sich daraufhin das Leben nahm.[11] Andere der Vertriebenen wurden später ermordet, wie beispielsweise Else Hirschberg, die als erste Frau an der Universität Rostock ein Studium der Chemie absolviert hatte. Zudem war es auch in Rostock Praxis, als „nichtarisch“ geltenden Menschen ein Studium zu versagen.[12]
1945 bis 1990
1946 wurde die 1942 gegründete Landwirtschaftliche Fakultät wiedereröffnet. Sie beschäftigt sich noch heute mit ingenieurtechnischen Aspekten in der Landwirtschaft und im Umweltbereich. Nicht zu verwechseln ist sie mit der 1950 eingerichteten und bis Juli 1963 existierenden Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, die den Namen des ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann trug. Die 1946 ins Leben gerufene juristische Fakultät wurde bereits 1951 wieder geschlossen. Das Gewicht sollte künftig mehr auf einer ingenieurwissenschaftlichen Ausrichtung liegen. Im August 1950 hatte die Regierung die Gründung einer Technischen Fakultät für Schiffbau beschlossen (feierliche Eröffnung im Mai 1951; 1953 Umbenennung in Schiffbautechnische Fakultät, 1963 Umbenennung in Technische Fakultät) und sich damit als wegweisend für andere Universitäten erwiesen. Die 1952 gegründete Fakultät für Luftfahrtwesen wurde jedoch nach nur einem Semester zugunsten der Luftfahrtausbildung an der TU Dresden wieder aufgegeben.[13]
Das Statut von 1954 zählt acht Fakultäten auf: Philosophische, Mathematisch-Naturwissenschaftliche, Wirtschaftswissenschaftliche, Theologische, Medizinische, Landwirtschaftliche, Schiffsbautechnische und Arbeiter-und-Bauern-Fakultät. (§ 15)[14] 1963 kam noch eine Ingenieurökonomische Fakultät hinzu. Für das ab 1951 obligatorische marxistisch-leninistische Grundlagenstudium der Studenten aller Fachrichtungen, später auch der wissenschaftlichen Mitarbeiter, gab es ein Institut für Gesellschaftswissenschaften, das 1960 in Institut für Marxismus-Leninismus umbenannt und 1969 zur Sektion für Marxismus-Leninismus umstrukturiert wurde. Bei der Hochschulreform 1967/68 löste die Fakultät für Mathematik, Physik und Technische Wissenschaften die Technische Fakultät ab (bis 1990).[15] Das Statut von 1989 gliederte den Wissenschaftlichen Rat in vier Fakultäten: Gesellschaftswissenschaften; Medizin; Biologie, Chemie und Agrarwissenschaften; Mathematik, Physik und Technische Wissenschaften. (§ 6)[14]
Die erste Professorin an der Universität Rostock wurde 1947 Lola Zahn mit Lehrauftrag für Wirtschaftsplanung an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Seit 1945 war Ingeborg Schaacke Dozentin für Mineralogie und Petrographie. 1954 übernahm sie den Lehrstuhl für Mineralogie und wurde im gleichen Jahr ebenfalls Direktorin des Mineralogisch-Petrographisches Instituts. Die ersten Ehrendoktorwürden der Universität Rostock für Frauen wurden 1919 an Else Lüders, 1924 an Alma von Hartmann und an Mathilde Mann, 1926 an Magdalene von Tiling, 1988 an Margareta Mikkelsen und 1989 an Christa Lewek verliehen.
Von 1976 bis 1990 trug die „Universitas Rostochiensis“ den Namen Wilhelm-Pieck-Universität (WPU). Nach der Wiedervereinigung Deutschlands legte sie diesen Namen wieder ab. Das 1970 gegründete, älteste deutsche Studentenkabarett ROhrSTOCK existiert bis heute.